,,Die technologische Entwicklung elektronischer Geräte führte in den letzten Jahren nicht nur in den Industrie-, sondern auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu einem rasanten Anstieg der Menge an Elektroschrott, der weitgehend unsachgemäß entsorgt wird und zu massiven Schäden in der Umwelt und beim Menschen führt. Die enorme Zunahme dieser Müllberge beruht u.a. auf dem Phänomen der Obsoleszenz. Einerseits führt die geplante oder billigend in Kauf genommene Obsoleszenz zu einem schnelleren Verschleiß wichtiger Bauteile und damit zu einer vermeidbaren Nutzungsdauerverkürzung. Andererseits sorgt die immer kürzere Abfolge von Innovationen für einen steigenden Anteil der funktionellen Obsoleszenz, weil die Kompatibilität älterer und neuer Geräte und Funktionen nicht mehr gegeben ist. Neben diesen von der Seite der Produzenten verursachten Formen nicht nachhaltiger Entwicklung tragen aber auch die Konsumenten entscheidend zu einer Verschärfung des Problems bei, indem vollständig funktionsfähige technische Artefakte entsorgt werden. Das Phänomen der Obsoleszenz wird begleitet von einer Abnahme des Bewusstseins für die Möglichkeit der Reparatur defekter Gegenstände und einer so zu erreichenden Nutzungsdauerverlängerung."

,,Während noch vor wenigen Jahrzehnten die Reparatur ein bildungsrelevanter Bereich und die Sorge für eine maximale Nutzungsdauer selbstverständlich waren, spielen diese Themen heute weder in der Allgemeinbildung noch im Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen eine Rolle.
Hier setzte das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt RETIBNE an. Von März 2016 bis März 2019 hatte sich die Arbeitsgruppe Technische Bildung der Universität Oldenburg der Aufgabe gewidmet, in Kooperation mit Studiengängen acht kooperierender Universitäten die Reparatur als Bildungsaufgabe in die Studiengänge sowie in den Technik-, AWT-, Informatik- und Werkunterricht allgemeinbildender Schulen zu implementieren. Die didaktische und methodische Aufbereitung der Reparaturaufgaben für den Unterricht soll dazu beitragen, Studierende auf diese zukünftige Bildungsaufgabe vorzubereiten. Schülerinnen und Schüler sollen in die Lage versetzt werden, eine fachgerechte Identifikation und Analyse von Fehlerquellen vornehmen zu können und die Funktionstüchtigkeit technischer Artefakte wiederherzustellen."

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,,Ein aktueller Trend in Deutschland ist „selber reparieren“. Dieser Trend ist durch das Bedürfnis vieler Menschen danach entstanden, Alltagsgegenstände wie Fön, Smartphone oder Fahrrad selbst reparieren zu können. Diesem Wunsch folgend wurden in den vergangenen Jahren von zahlreichen Initiativen offene Werkstätten wie Repair-Cafés, Näh-Cafés, Fabrication-Labs oder Maker Spaces gegründet. Sie sind Orte, an denen Verbraucherinnen und Verbraucher fast jeden Alters ihre Alltagsgeräte reparieren können. Teilweise erhalten sie dabei Unterstützung von technisch versierten Personen, selten jedoch von pädagogisch geschultem Personal, sodass die offenen Werkstätten als Lernorte durch dieses Projekt noch dazugewinnen können.
Damit das Reparieren auch in die Fächer Technik und Informatik Einzug halten kann, haben sich nun im Projekt „Reparaturwissen und -können als Element einer technischen und informatischen Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ – kurz RETIBNE –Didaktikerinnen und Didaktiker dieser Fachrichtungen in einem Zeitraum von mehr als drei Jahren systematisch mit dem Reparieren beschäftigt."

,,Es wurden neue Unterrichtseinheiten und Umweltbildungsmodule zum Thema „Reparatur“ entwickelt und zur Verfügung gestellt. Dabei ging und geht es auch darum, den Wunsch und die Faszination, Geräte zu reparieren, pädagogisch zu nutzen. Das Zerlegen von kaputten Geräten und die Suche nach der Ursache für den Defekt weisen gewissermaßen den Weg dahin, die Funktionsweise der Geräte zu erkunden und zu verstehen. Ein grundlegendes Technikverständnis wird so gefördert. Auch das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgangmit Alltagsgeräten wird bei den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften gleichermaßen gestärkt. Dazu gehört das Hinterfragen einer Wegwerfkultur, eine möglichst lange Nutzung von Geräten – sofern ökologisch sinnvoll – sowie das Wissen und die Fertigkeit zur Reparatur von Geräten. Das Projekt RETIBNE, das die DBU fachlich und finanziell förderte, hat damit einen wichtigen Beitrag zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung in den genannten Fächern geleistet."

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